· 

Verborgen im Fels | Interview mit Simon Schwartz

Im Rahmen seiner Neuerscheinung Verborgen im Fels erzählt Simon Schwartz über seine Comicarbeit und die Geschichte hinter dem Salzkammergut.

 

Lieber Simon, dieses Jahr ist es schon 15 Jahre her, seit dein Debüt "drüben!" im avant-verlag erschienen ist und dich mit einem Schlag (u.a. durch eine Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis) in die oberen Sphären der deutschen Comicszene katapultiert hat. Kannst du uns eingangs ein bisschen über deine Anfänge in der Comicwelt erzählen? Wie kam es dazu, dass du Comiczeichner werden wolltest und warum hast du dich für deine eigene Kindheitsgeschichte als Stoff für deinen Erstling entschieden? 

 

Wie die meisten habe ich schon als Kind Comics geliebt und auch gezeichnet. Nach dem Abitur habe ich dann erste beim Mosaik-Verlag als Zeichner gearbeitet und dann in Hamburg bei Anke Feuchtenberger Illustration studiert. Zwei sehr unterschiedliche Schulen, die mich aber beide geprägt haben. Mein Debüt „drüben!“ zeigt ein bisschen diese Mischung an Einflüssen. Als das Buch 2009 erschienen ist, war das noch ein ganz anderer Markt für Graphic Novels, bzw. es gab noch gar keinen Markt in Deutschland. Das hat sich einfach in den letzen 15 Jahren radikal verändert. Vielleicht hat „drüben!“ dabei auch geholfen. Es ist ja nach wie vor mein Bestseller. Als ich angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal eine große Comicausstellung im Bundestag haben würde, oder das Comics für den Buchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert werden.

 

Du bist vor allem als Comic-Wissensvermittler und Biograf bekannt, ob bei längeren biografischen Projekten wie PACKEIS, kürzeren Comicprojekten wie jetzt bei Verborgen im Fels oder 2023 bei einem PETRA KELLY-Comic für die Heinrich-Böll-Stiftung. Würdest du dich selbst auch so bezeichnen?

 

Ich sehe mich absolut nicht als Wissensvermittler. Ich habe keinen pädagogischen Anspruch, aber ich habe große Freude dran, mich in komplexe historische Themen einzuarbeiten und daraus Kunst zu machen. Ich selbst lerne dabei einfach so viel. Und zum Glück gibt es seit vielen Jahren Leser:innen die meine Bücher gern lesen.

 

Wie kam es zu dem Projekt Verborgen im Fels? Die Comicseiten mussten ja auch im Museumskontext als großformatige Exponate funktionieren – was muss man da beachten?

 

Vor vielen Jahren habe ich mit der Intendantin der "Europäischen Kulturhauptstadt 2024" Elisabeth Schweeger bei einem anderen Projekt zusammen gearbeitet und ich schien ihr deshalb der passende für diese Arbeit. Die Europäischen Kulturhauptstadt ist natürlich ein großartiger und besonderer Rahmen mit viel internationaler Aufmerksamkeit. Da ist es besonders schön, wenn dem Comic eine so prominente Rolle zu kommt.

 

Ich habe bereits zuvor großformatige Comicausstellungen für Museen entwickelt, z.B. für das Erika-Fuchs-Haus. Hier muss man auch immer den Raum mitdenken. Man kann nicht einfach nur Comicseiten an die Wand hängen.  Eine Comicausstellung in einem ehemaligen Bergwerk stellt einen noch einmal vor besondere Herausforderungen. Und dann musste das ganze auch noch als Buchausgabe funktionieren. Es gab also bevor ich überhaupt mit dem Schreiben und Zeichnen begonnen habe schon viele reich technische Aspekte zu bedenken und planen.

 

Einen großen Teil des Comics nimmt die Rolle ein, die die Salzbergwerke zum Ende des Zweiten Weltkriegs gespielt haben. Könntest du uns zu diesem Aspekt ein bisschen mehr erzählen?

 

Ab 1943 lagerten die Nazis Raubkunst und vor allem die berüchtigte sogenannte „Führersammlung“ im Salzbergwerk in Altaussee ein – darunter einige der bedeutendsten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte. In den letzten Kriegstagen deponierte dann der Gauleiter von Oberösterreich zwischen den ca. 65000 Kunstwerkenacht insgesamt vier Tonnen schwere Bomben, um alles in die Luft zu jagen. Nur durch den damaligen Salinen-Direktor Pöchmüller und die Bergleute konnte das verhindert werden.

Fast erschreckend war für mich bei meiner Recherche, wie wenig diese Ereignisse in der Region aufgearbeitet sind. Die einzige wirkliche Quelle sind Aufzeichnungen Pöchmüllers. Die sind aber mit Vorsicht zu geniessen, da auch Pöchmüller Nazi war. Ich musste also fast bei Null beginnen und das spärliche vorhandene Material immer gegen fundierte wissenschaftliche Quellen zur Geschichte der Raubkunst und Österreichs in der NS-Zeit abgleichen.

 

Und zum Schluss – darfst du uns schon ein bisschen mehr über deine künftigen Projekte verraten? 

 

Ich arbeite immer an mehreren Projekten. Aktuell sitze ich an verschiedenen Buch- und Ausstellungsprojekten zur deutschen Demokratiegeschichte. Und im kommenden Jahr soll es auch wieder eine umfangreiche Graphic Novel geben, die die unbekannte Seite einer prominenten Person thematisiert. Mehr soll aber noch nicht verraten werden.